Ornavasso Walser

Ornavasso ist eine sehr antike menschliche Walsersiedlung, die wahrscheinlich von den Ligurern abstammt, einem indigenen Volk, das vom keltischen Stamm der Lepontier unterworfen wurde. Das Auftauchen der Marmoradern in diesem Gebiet hat dessen Ausbeutung von jeher gefördert, die über die Jahrhunderte bis heute anhält. Wann die ersten Walser nach Ornavasso kamen, ist nicht urkundlich belegt, nach einer Übertragung aus dem Wallisischen geschah dies vermutlich Ende 1200. Die Lehnsherrschaft der De Castello di Pallanza beanspruchte den Adelstitel von Ornavasso mitsamt den Besitztümern auf beiden Seiten der Alpen. Visdomini di Naters (Walser) und die Besitzungen im Simplontal, wo einheimische Familien das Dorf Simplon Dorf gegründet hatten. Neueste Studien stellen die Hypothese auf, dass Siedler aufgrund der Interessen der oben genannten Familie umgesiedelt wurden. Die Walser akzeptierten diese Umsiedlung unter der Bedingung mehr Freiheiten zu erhalten. Das erste Dokument, das die Anwesenheit der Walser in Ornavasso bescheinigt, stammt aus dem Jahr 1307. Es handelt sich hierbei um einen Rechtsakt über die Abgabe des zehnten Teils an Ottorino Visconti, in dem die „Novali“ erwähnt wird, was so viel bedeutet wie verminderte Sondersteuern für kürzlich urbar gemachtes Land. Eine detaillierte Liste, wer und wie viele diese Walser waren, erscheint 1393 mit dem Akt des Übergangs des Lehens der Gemeinde Ornavasso, in dem 49 Familienoberhäupter erwähnt werden, die die Mehrheit des damals etwa 250-köpfigen Dorfes repräsentierten. Aus einigen der Familiennamen lässt sich deren Wohnort in 250 Metern und 500 Metern über dem Meeresspiegel erschließen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass das heutige Gebiet unterhalb des Rol bereits vorher bewohnt und für den Transport von Marmorplatten und -blöcken zum Hafen Scaion benutzt wurde, der sich an einer Flussbiegung des Toce befand. Aufgrund des 1392 geschlossenen Vertrags erforderte der Bau des Mailänder Doms, der 1386 begann, die Verwendung des Marmors der «Teutonicis de Ornavaxio». Die Stadt ist in vier Kantone unterteilt, die heute zu vier Gebetshäusern gehören und sich durch verschiedene Merkmale unterscheiden. Ursprünglich gehörten sie jedoch zu Familien und Orten, wie de Ronchi, del Becho (Peco), de Bodnei (oder Bodimi) und de Raccoldigh. Die genaue Rangfolge wurde durch die Karten (Täsle) festgelegt und bei der Wahl der Gemeinschaftskonsule vorrangig berücksichtigt. Die entsprechenden Gebiete sind das Rol, das Dorf, das Ghirvo und das Riscion. Die rasante Entwicklung dieser Walsergemeinde ist sicherlich auf die günstige geographische Lage zurückzuführen, die für verschiedene Anpflanzungen und auch für die Viehzucht geeignet war. Es wurden zudem Felle gegerbt und Salz raffiniert, hauptsächlich wurde jedoch der Marmor verarbeitet, ein Geschäft, das 1392 etwas mehr als hundert Jahre nach der ursprünglichen Besiedlung, florierte. Durch häufige Kontakte zur nahegelegenen Romandie nahmen die Geschäftstätigkeiten zu und es wurden zunehmend zwei Sprachen gesprochen, was, im Gegensatz zu anderen Walserorten, den deutschen lokalen Dialekt nach und nach in Vergessenheit geraten ließ. In der Ortsbezeichnung sind die unauslöschlichen Spuren der antiken Sprache, mit der der Chronist Agidius Tschudi 1538 den Ort in der Nähe des Verbano-Sees bezeichnete, „...ein Dorf, das in deutscher Sprache den Namen Urnafasch trägt...“ noch erhalten geblieben.


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